Zu sehen und staunen gibt es jede Menge – von ehrwürdigen Kirchen bis hin zu anderen eindrucksvollen Bauten. Mittendrin: Alt-Sachenhausen und die für diesen Stadtteil so typischen Brunnen. Natürlich hat hier auch Goethe seine Spuren hinterlassen.
Deutschordenskirche: Barocke Schatzkiste
Die historische Kirche in unmittelbarer Nähe der Alten Brücke blickt auf eine lange und vor allem wechselvolle Geschichte zurück. Das Anfang des 14. Jahrhunderts erbaute und der Jungfrau Maria geweihte Gotteshaus war Schauplatz bedeutender politischer Ereignisse, diente aber auch wesentlich profaneren Zwecken: Bei der Belagerung von Frankfurt (1552) fungierte das heilige Gemäuer als Magazin für die Pulverbestände der Stadt. Da die einschiffige Kirche im gotischen Stil Mitte des 18. Jahrhunderts weitgehend barockisiert wurde, bildete sie mit dem wiedererrichteten Ordenshaus eine harmonische Einheit, die bis heute zu bewundern ist. Das 1943 durch einen schweren Bombenangriff beschädigte Ensemble, das seit 1965 in alter Pracht erstrahlt, hält mehrere Sehenswürdigkeiten bereit: Die Muttergottesstatue an der Südostwand des Chors ist ein ganz besonderer Schatz.
Brückenstraße 7
Tel.: 069 60503200
Internet: www.pfarrei-deutschorden.de
Öffnungszeiten: Mo. – Fr. 10.00 – 17.00 Uhr, Sa 13.00 – 17.00 Uhr, So 13.00 – 17.00 Uhr
ÖPNV: Bus 30/36 Elisabethenstraße
Haus Schellgasse 8: Kultur in historischem Gemäuer
Einen schöneren Sitz hätten sich die Freunde Frankfurts, ein Verein zur Pflege der Frankfurter Tradition, nicht wünschen können. Denn das „Haus Schellgasse 8“ ist das älteste Fachwerkhaus der Stadt: Es stammt von 1291/92. Noch bis Mitte der 1970er Jahre wurde es bewohnt, 1980 schließlich unter Denkmalschutz gestellt. Dann gab es Pläne, das Schmuckstück an einem anderen Standort wieder aufzubauen. Doch daraus wurde nichts. 1986 erwarb die Frankfurter Aufbau-AG das Gebäude und ließ es sanieren. 30 Prozent der alten Konstruktion konnten dabei erhalten bleiben. Nachdem dort vier Jahre lang eine Galerie ihr Domizil hatte, zogen 1992 die Freunde Frankfurts ein. Mit Lesungen, Ausstellungen und Vorträgen machen sie das Fachwerkhaus auch für Besucher erlebbar. Außerdem ist die Geschäftsstelle des Vereins zwei Mal in der Woche geöffnet.
Schellgasse 8
Tel.: 069 615918
Internet: www.freunde-frankfurts.de
Öffnungszeiten (Geschäftsstelle): Die./Fr. 14.00 – 17.00 Uhr
ÖPNV: Bus 30/36 Elisabethenstraße, Bus 46 Schulstraße
Dreikönigskirche: Hoch hinaus
In den Mauern der neogotischen Hallenkirche aus rotem Mainsandstein versammeln sich die Mitglieder der Dreikönigsgemeinde – der gegenwärtig größten evangelischen Kirchengemeinde Frankfurts. Das zwischen 1875 und 1880 nach Plänen des Regensburger Dombaumeisters Franz Josef von Denziger errichtete Gotteshaus war lange Zeit das zweithöchste Gebäude der Stadt. Die „evangelische Antwort“ auf den im wahrsten Sinne des Wortes überragenden Dom bietet ausreichend Platz für 1100 Menschen. Ein farbenfroher Hingucker in dem ansonsten nüchternen Innenraum sind die 1956 von Charles Crodel geschaffenen Fenster, die im Altarraum die fünf Hauptstücke des Katechismus und seitlich die Anbetung der Drei Könige thematisieren. Die fünf Glocken der Dreikönigskirche gehören zum Frankfurter Stadtgeläut, das viermal im Jahr erklingt und besonders an Heiligabend die Menschen auf die Straßen lockt.
Dreikönigsstraße 32
Tel.: 069 681771
Internet: www.dreikoenigsgemeinde.de
Öffnungszeiten: Mo. – Sa. 10.00 – 17.00 Uhr
ÖPNV: Bus 30/36 Elisabethenstraße
Alt-Sachsenhausen: Wechselhafte Geschichte
Alt-Sachsenhausen mit seinen kleinen Gassen, Plätzen und Brunnen zwischen den Fachwerkhäusern ist endlich wieder einen Besuch wert. War es in den 1960er und 1970er Jahren wegen seiner traditionellen Apfelweinwirtschaften sehr beliebt und glänzte durch eine gelungene Mischung aus Wohnen und Gewerbe, entwickelte es sich in den Jahren darauf immer mehr zum reinen Amüsierviertel mit einem Überangebot an Kneipen und Discos. Die Wohnqualität sank, der Einzelhandel blutete aus. So setzte Ende der 1980er Jahre der Verfall ein. Doch die Stadt zog die Notbremse und stellte 2001 ein Förderprogramm über 10,5 Millionen Euro auf, das dem historischen Viertel zu neuem Ansehen verhelfen sollte. Und es hat sich viel getan seitdem.
Dank der finanziellen Unterstützung sanierten 65 Eigentümer ihre jeweiligen Liegenschaften mit 310 Wohneinheiten gemäß dem historischen Farbleitplan. Das positive Ergebnis zeigt sich zum Beispiel deutlich in der Klappergasse. Schöner anzusehen ist das Quartier aber auch durch das Geld, das in die Umgestaltung des öffentlichen Raums gesteckt wurde: Unter anderem hat das historische Viertel eine neue Pflasterung bekommen mit zum Teil goldenen Äpfeln auf den Steinen. Die funkelnden Früchte finden sich auch auf den Pollern an den Eingängen in die Fußgängerzone wieder, genau wie eine Reliefplatte aus Bronze mit einem Stadtplan. Auch viele Brunnen ließ die Stadt auf Vordermann bringen und sorgte für nächtliche Beleuchtung.
Der Paradiesplatz, auf dem jedes Jahr das Brunnenfest gefeiert wird, präsentiert sich ebenfalls frisch saniert. Beste Voraussetzungen für den geplanten Umbau des Paradieshofes: Denn dort heißt es bald Vorhang auf für den beliebten Schauspieler, Kabarettisten und Regisseur Michael Quast und seine „Fliegende Volksbühne“. Andere Kulturstätten haben sich bereits im Quartier angesiedelt wie das Theater Gerlichraabe in der Großen Rittergasse und die Kosterpresse mit ihren Ausstellungen und Lesungen in der Paradiesgasse. Und erst Anfang 2011 wurde der Kuhhirtenturm mit Hindemith-Gedenkstätte eröffnet. Der Wandel vollzieht sich langsam – doch inzwischen kommen wieder viele Besucher, die gemütlich in einer der urigen Gaststätten ihren Schoppen trinken oder Kultur genießen wollen. Und das Ganze in historischem Ambiente.
ÖPNV: Linie 14 Frankensteiner Platz, Bus 30/36 Affentorplatz oder Elisabethstraße
Frau-Rauscher-Brunnen: Spuckendes Original
Vorsicht beim Vorbeischlendern am Frau-Rauscher-Brunnen! Denn die Figur auf dem Sockel, die mit Krug und Korb in den Händen einer typischen Sachsenhäuser Marktfrau von einst nachempfunden ist, spuckt in Intervallen Wasser. So sorgt er schon seit seiner Einweihung am 26.August 1961 für viel Spaß und Geschrei bei den Passanten. Kein Wunder, dass ihn der damalige Bürgermeister Rudolf Menzer als den frechsten Brunnen Frankfurts bezeichnet hat. Geschaffen wurde er – wie so viele andere – von Bildhauer Georg Krämer. Bis heute ist er ein großer Anziehungspunkt. Dem Sachsenhäuser Original wurde auch ein Lied gewidmet, das im November 1929 der Redakteur Norbert Bruchhäuser komponierte, während der Werbegrafiker Kurt Strouhs den Text verfasste. Dabei geht es recht handfest zu: „Fraa Rauscher aus der Klappergass’? Die hat e Beul am Ei. Ob’s vom Rauscher, ob’s vom Alte kimmt, das klärt die Polizei.“
Klappergasse
ÖPNV: Linie 14 Frankensteiner Platz, Bus 30/36 Affentorplatz
Steinern Haus: Fast so alt wie Methusalem
Ein Besuch in Alt-Sachsenhausen lohnt sich nicht nur wegen des Ebbelweis und der vielen urigen Gaststätten. Hier stehen auch so einige Zeitzeugen wie das Steinern Haus in der Klappergasse 9. Es handelt sich dabei um das älteste Steinhaus (etwa 1450) und den einzigen Profanbau Sachsenhausens, der noch erhalten ist. Da es eine Gaststätte beherbergt, ist es auch von innen zu bewundern. Und gemütlich sitzen lässt es sich hier natürlich auch.
ÖPNV: Linie 14 Frankensteiner Platz, Bus 30/36 Affentorplatz
Paradiesbrunnen: Jenseits von Eden
Eine nicht ganz so paradiesische Vergangenheit, wie es der Name vermuten lässt, hat der Brunnen mit den Statuen von Adam und Eva. 1411 erstmals erwähnt, wurde er nicht nur immer wieder im alten Sachsenhausen versetzt, sondern musste auch ganz schön leiden: Mitte der 1950er wurden die Figuren beim Abbruch eines Hauses zerstört. Kaum waren sie 1956 wieder restauriert, rammte 1957 ein Fuhrwerk den Brunnen.
Bildhauer Georg Krämer brachte ihn 1963 wieder in Schuss, doch schon 1968 machten sich Randalierer an ihm zu schaffen. Aber Adam und Eva, die den Brunnen seit 1786 schmücken, ließen sich davon nicht unterkriegen – und so thronen sie heute endlich friedlich auf dem Paradiesplatz. Die Stadt sorgte derweil 2010 für das passende Ambiente: Sie ließ den Platz neu pflastern, die Bäume im Kreis setzen und Bänke aufstellen. Nun scheinen wirklich paradiesische Zeiten für den Brunnen angebrochen zu sein.
Paradiesplatz
ÖPNV: Linie 14 Frankensteiner Platz, Bus 30/36 Affentorplatz
Kuhhirtenturm : Komponisten-Klause
Auf die Spuren Paul Hindemiths können sich Besucher in Alt-Sachsenhausen begeben. Denn die Stadt hat den Kuhhirtenturm wie zu Zeiten des Komponisten restaurieren lassen und Anfang 2010 als Gedenkstätte eröffnet. Tatsächlich hat sich Hindemith in dem ehemaligen Wehrturm aus dem 15. Jahrhundert sehr wohl gefühlt. 1895 in Hanau geboren, kam er als Zehnjähriger nach Frankfurt. 1916, im Alter von nur 20 Jahren, wurde er Konzertmeister des hiesigen Opern- und Museumsorchesters. Die Stellung gab er allerdings 1923 auf, um nur noch als Komponist und Bratschist zu arbeiten – und das bis 1927 im Kuhhirtenturm. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und 1957 saniert. Dann waren dort Wohnungen und Clubs der benachbarten Jugendherberge untergebracht. Jetzt steht es wieder ganz im Zeichen des Komponisten. Für die Exponate sorgte die Paul-Hindemith-Stiftung. Vom Bleistift, mit dem der Meister seine Werke verfasste, über Brillen bis zur Bratsche ist noch alles vorhanden. Unter dem Dach gibt es zudem einen kleinen Musikraum für Konzerte in fast familiärer Atmosphäre.
Große Rittergasse
ÖPNV: 14 Frankensteiner Platz
Heiliger-Georg-Brunnen: Ritterlicher Jungspunt
Neu und zugleich alt ist der Heilige-Georg-Brunnen, der im August 2007 im historischen Viertel eingeweiht wurde. Denn er hat einen Vorgänger, den Ritterbrunnen, der in der Großen Rittergasse in Höhe der Hausnummer 45 stand und von dem Kunsthandwerker Schnorr im 18. Jahrhundert geschaffen wurde. Inzwischen ist die beschädigte Brunnenfigur jedoch eingelagert. Nach ihrem Vorbild schaffte der Bildhauer Rainer Knußmann eine neue Statue aus rotem Sandstein, um den Brunnen wieder auferstehen zu lassen. Benannt ist er nun zwar nach dem Heiligen Georg, weil der jugendliche Ritter aus dem 18.Jahrhundert mit Lanze, Schild, Dolch und Helm deutlich als Drachentöter zu erkennen ist und der Heilige Georg als Patron der Krieger und Ritter gilt. Allerdings wollte Rainer Knußmann dem Ganzen etwas Witziges abgewinnen und gestaltete die Figur sehr kindlich und jungenhaft. So schenkt man dem stolzen Reiter eher ein Schmunzeln als Ehrfurcht.
Große Rittergasse/Ecke Frankensteiner Straße
ÖPNV: Linie 14 Frankensteiner Platz
Deutschherrnviertel: Gelungener Architektur-Mix
Gemäß dem Motto „wohnen und arbeiten am Fluss“ wuchs Ende der 90er auf dem früheren Schlachthofgelände das heutige Deutschherrnviertel in die Höhe. Das im Westen durch das Main Plaza und im Osten durch den Main Triangel begrenzte Areal präsentiert sich als Mischung unterschiedlicher Baustile. Während der elegante Hotelturm mit seiner dunkelroten Steinfassade an amerikanische Hochhäuser der 20er erinnert, ist der spitzwinkelige Bürokomplex eine moderne Konstruktion aus Glas und Stahl. Auf der Fläche dazwischen reihen sich mit den so genannten Solitären zehn kubusartige Gebäude aneinander. Italienisches Flair ist im Florentinischen Viertel zu spüren, das sowohl den ovalen Flachbau des Colosseo als auch das Trapezio Fiorentino mit seinen Arkaden umfasst. Die weiteren Gebäude lassen sich am besten über die breite Uferstraße erkunden, auf der Fußgänger und Radler das süße Leben genießen.
ÖPNV: Linie 14 Frankensteiner Platz, Bus 45 Zum Apothekerhof oder Zum Brommenhof
Philosophisch-Theologische Hochschule St. Georgen: Im Namen Gottes
Studieren mit Tradition: Die Hochschule ist eine kirchlich und staatlich anerkannte wissenschaftliche Hochschule, die 1926 gegründet wurde. Ziel ist die Erforschung und Lehre der theologischen Wissenschaft und der philosophischen, natur- und humanwissenschaftlichen Disziplinen, die für sie bedeutsam sind. St. Georgen, das in der Bildungstradition und Verantwortung des Jesuitenordens steht, bietet allen die Möglichkeit, ihren akademischen Abschluss zu machen. Außerdem gibt es das Priesterseminar, in dem junge Männer für ihren künftigen Beruf als Priester ausgebildet werden. Daneben finden sich eine Kollegs- und Seminarkirche, der Wohnkomplex der Jesuitenkommunität und eine Bibliothek. In der nüchternen Kirche werden fast täglich zu verschiedenen Zeiten Gottesdienste abgehalten, die allen offen stehen.
Offenbacher Landstraße 224
Tel.: 069 60610
Internet: www.sankt-georgen.de
ÖPNV: S 8/9 Mühlberg, Linie 15/16 Balduinstraße
Willemer-Häuschen: „Liebeslaube“
Als sich Bankier Johann Jakob von Willemer 1809 das achteckige Türmchen auf dem Sachsenhäuser Berg zulegte und als Gartenhaus ausbaute, ahnte er noch nicht, dass es kurz darauf in die Geschichte eingehen sollte. Denn am 18. Oktober 1814 feierte Johann Wolfgang von Goethe dort mit der Familie von Willemer den Jahrestag zur Völkerschlacht bei Leipzig. Dabei begegnete er Marianne, der Gattin seines Gastgebers, die ihm sehr gut gefiel. Es entstand eine innige Freundschaft, die Bankiersfrau soll sogar am „West-Östlichen Diwan“ mitgeschrieben haben. Das Häuschen wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von der Stadt instand gesetzt, 1902 durch das Deutsche Hochstift mit Möbeln und Erinnerungsgegenständen ausgestattet. Bomben zerstörten es im Zweiten Weltkrieg bis auf die Grundmauern. Der Wiederaufbau begann erst 1962, zwei Jahre später wurde es eröffnet. Auf zwei Stockwerken können sich die Besucher nun auf eine Reise in Goethes Vergangenheit begeben. Und danach die Seele baumeln lassen: Das Häuschen besitzt auch einen kleinen idyllischen Garten mit Blumen und Bänken.
Hühnerweg 74
Tel.: 069 212-33952
Öffnungszeiten: Apr. – Mitte Okt., So. 11.00 – 16.00 Uhr
ÖPNV: Bus 30/36 Wendelplatz
Goetheruh: Wer rastet, der dichtet
Sie bildet einen beschaulichen Ausgleich zum nahe gelegenen, stark frequentierten Goetheturm, und schon der große Dichter soll sich hier bei Spaziergängen erholt haben: die Goetheruh. Es handelt sich dabei um den größeren von zwei kleinen Aussichthügeln, der einen idyllischen Blick auf die Stadt freigibt. Zum Teil ist der allerdings durch Bäume zugewachsen. Der Künstler Ian Hamilton Finley hat für den Platz eine griechische Säule aus Sandstein geschaffen, die im Jahr 2000 eingeweiht wurde. Auf ihr ist ein abgewandeltes Zitat aus Goethes Faust II zu lesen: „Arkadien, ein Königreich in Spartas Nachbarschaft“. Doch es geht hier auch ums Praktische, denn Besucher sollen das Kunstwerk gleichzeitig als Bank zum Ausruhen nutzen. Das ist in der benachbarten Gaststätte ebenfalls möglich, die ihren Namen von der Goetheruh übernommen hat.
Ende des Wendelswegs
Öffnungszeiten: Apr. – Sep. 10.00 – 18.00 Uhr
ÖPNV: Bus 30/36/635/OF-50 Sachsenhäuser Warte
Goethe-Turm: Gut Holz!
Auch der Goethe-Turm hat einmal klein angefangen: Denn misst das Bauwerk heute stolze 43 Meter und war bis 1999 sogar das höchste zugängliche Holzgebäude in ganz Deutschland, so war sein Vorgänger von 1867 nur 22 Meter hoch. Bereits dieser erste Holzturm war Goethe gewidmet, denn der große Dichter unternahm dort oben auf dem Sachsenhäuser Berg gerne seine Spaziergänge. Das Gebäude war allerdings baufällig und musste nach dem Ersten Weltkrieg abgerissen werden. Den Nachfolger baute man 1931 dann fast doppelt so groß. Trotzdem erklimmen viele Besucher tapfer die 196 Stufen bis zur Spitze, denn von dort oben eröffnet sich ein herrlicher Ausblick auf die südöstlichen Vororte Frankfurts. Doch nicht nur deswegen ist er ein beliebtes Ausflugsziel: Zu seinem Fuße bietet der große Waldspielpark mit Wasserspielen und Irrgarten viel Spaß und ein Gartenlokal Leckereien von süß bis deftig.
Ende des Wendelswegs
Öffnungszeiten: Apr. – Sep. 10.00 – 18.00 Uhr
ÖPNV: Bus 30/36/635/OF-50 Sachsenhäuser Warte
Nuur-Moschee: Inch Allah
Als die Nuur-Moschee (Moschee „des göttlichen Lichts“) 1959 an der Babenhäuser Landstraße ihre Pforten öffnete, hatte sie noch Seltenheitswert. Denn sie war nach Bauten in Hamburg und Berlin erst die dritte Moschee in Deutschland. Die in Sachsenhausen ansässige Ahmadiyya Muslim Gemeinde ist derweil schnell angewachsen. Hatte sie zu Beginn nur vier Mitglieder, so sind es heute rund 30.000 deutschlandweit. Die Kuppel und die beiden jeweils neun Meter hohen Minarette haben rein symbolischen Charakter. So ertönt von dort zum Beispiel kein Gebetsruf. Dafür gibt es zwei Gebetsräume – einer bietet Platz für 80, der andere für 40 Besucher. Die Eingangsbereiche sind nach Frauen und Männern getrennt. Muslime kommen jedoch nicht nur zum Beten hierher, sondern auch um sich zu versammeln und weiterzubilden. Grundsätzlich sind alle Religionen willkommen, ob zum Beten, Meditieren oder Ausruhen.
Babenhäuser Landstraße 25
Tel.: 069 681485, 069681062
Internet: www.nuur-moschee.de
ÖPNV: Bus 30/36, OF-50 Hainerweg
Königsbrünnchen: Royales Pausenplätzchen
Der Name kommt nicht von ungefähr, denn einst soll sich der Sage nach der Frankenkönig Ludwig III. an der Quelle im Stadtwald nahe der Oberschweinstiege niedergelassen haben. Müde von der Jagd, schlief er beim Plätschern des Bächleins ein und träumte von seiner Frau, die er mit anderen lieblichen Gestalten tanzen sah. Bei diesem Anblick wurde Ihre Majestät wehmütig, denn er hatte die Gattin auf falsche Anschuldigungen hin in ein Kloster verbannt. Als er wieder erwachte, fuhr er sofort zu ihr, fiel auf die Knie, entschuldigte sich und bestrafte die Verleumder hart. Seitdem heißt die Stelle, an der die Quelle entspringt, Königsborn. Erst 1881 wurde sie mit Steinen eingefasst. Das Wasser gilt als besonders gut und lecker, da es Eisenoxidhydrat enthält, das die Steine im Laufe der Zeit rötlich-braun gefärbt hat. Zwar wird das Wasser bereits seit alten Zeiten getrunken, aber Vorsicht: Eine regelmäßige Untersuchung auf Keime gibt es nicht.
Stoltzeschneise, über den Welscher Weg
ÖPNV: Linie 14 Oberschweinstiege
Henninger Turm und Brauerei: Schöppsche-Macher
Das bis Mitte der 70er höchste Gebäude der Stadt ist eines der Wahrzeichen von Sachsenhausen. Der 120 Meter in den Himmel ragende Turm wurde 1961 im Auftrag der Henninger Brauerei errichtet und diente als Lagerraum für 14.000 Tonnen Gerste. Im Inneren des rechteckigen Gebäudes führten 731 Stufen in die Höhe, am oberen Ende drehte sich ein rundes Restaurant etwa dreimal pro Stunde um die eigene Achse. Der Verkauf des Traditionsunternehmens im Jahr 2001 bedeutete nicht nur die Schließung von Silo und Lokal, sondern auch den Abriss aller umgebenden Produktions- und Verwaltungsgebäude. Auf dem freigewordenen Gelände sollen in naher Zukunft 850 Appartements und ein Einkaufszentrum entstehen, für den Turm selbst gibt es derzeit vom Hotel- bis zum Wohnkomplex eine Vielzahl möglicher Pläne. Der zwischenzeitlich angedachte Neubau passt den meisten Sachsenhäusern allerdings „net in de Kram“.
Hainerweg 60 – 64
ÖPNV: Bus 30/36/653/OF-50 Darmstädter Landstraße Mitte
St. Wendel: Buntes Farbenspiel
Zu ihrem 50-jährigen Bestehen 2007 gönnte die Gemeinde der von Professor Johannes Krahn entworfenen Kirche etwas ganz Besonderes: Nach 20 Jahren als Abstellkammer wurde die Kapelle im Innern des 37 Meter hohen Glockenturms renoviert, so dass seitdem dort wieder Kinder getauft werden können – wie ursprünglich auch gedacht. Darüber hinaus steht der kleine Raum jedem zur Meditation offen. Um den passenden Rahmen zu schaffen, hat die Künstlerin Celia Mendoza neue Fenster für die Kapelle entworfen. Sie sind so aufgebaut, dass sich das Licht bricht und je nach Tageszeit neue Perspektiven entstehen. Bereits 1986 wurde St. Wendel „als bemerkenswertes und herausragendes Beispiel der Nachkriegsarchitektur“ von der Stadt unter Denkmalschutz gestellt. Bekannt ist sie seit jeher vor allem für das große Fenster des Künstlers Georg Meistermann auf der Südseite der Baus. Und Sie werden sehen: Das neue Farbenspiel in der Kapelle orientiert sich in seiner Gestaltung an diesem Werk.
Altes Schützenhüttengässchen 6
Tel.: 069 682902
Internet: www.st-wendel-gemeinde.de
ÖPNV: Bus 30/36/653/OF-50 Südfriedhof
St. Bonifatius: Mehr-Generationen-Haus
Majestätisch ragt die Kirche St. Bonifatius, die 1926/27 entstanden ist, mit Giebelwand und Chorturm in die Höhe. Doch das Gebäude, das mit seiner Klinkerfassade eher norddeutsch wirkt, wurde bei Luftangriffen im Januar und März 1944 schwer getroffen. Die Bomben und der Brand zerstörten viel von Gewölbe und Innenausstattung. Zwar wurde bis 1948 der größte Schaden beseitigt, auch in der Zeit danach konnte einiges erreicht werden. Doch erst 1987 stellte eine erneute Renovierung den expressionistischen Innenraum wieder her. Eine Fusion mit St. Aposteln im Ziegelhüttenweg erfolgte 2004. Große Veränderungen standen der Gemeinde 2005 ins Haus, als die Jugendkirche Jona mit in das Gebäude zog. Ein flexibles System aus Stühlen und einem großen Segel im Altarraum ermöglicht seitdem die Trennung zwischen traditionellem Gemeindeleben und Jugendkirche – trotzdem mischen sich hier die Generationen. Jona bietet mit speziellen Gottesdiensten und vielen Aktionen auch im benachbarten Schülercafé Orca ein abwechslungsreiches Programm für junge Menschen zwischen 14 und 20 Jahren.
Holbeinstraße 70
Tel.: 069 6311026
Internet: www.st-bonifatius-ffm.de
ÖPNV: S 3/4, Bus 35/78 Stresemannallee Bahnhof
Texte: Andrea Möller und Andreas Flender in
"Sachsenhausen - die schönsten Streifzüge durch Frankfurt"Societäts-Verlag 2011, ISBN 978-3-7973-1250-1