So urban Sachsenhausen auch ist, Frankfurts größter Stadtteil zeigt sich gerne von seiner grünen Seite. In Parks, Gärten und am Wasser können Einheimische und Gäste kräftig durchatmen.
Museumspark: Kulturelle Verschnaufpause
Sie möchten nach dem Kulturgenuss ein bisschen Frischluft tanken? Der Park zwischen dem Museum für Angewandte Kunst und dem Weltkulturen Museum ist zwar nicht riesig, bietet aber Entspannung mitten in Frankfurt. Zumal die Stadt ihn als Liegewiese auserkoren hat, so dass dort weder Hunde noch Ballspiele erlaubt sind. Im Zentrum der kleinen Oase stehen die beiden Brunnen, die zur Eröffnung des Museums für Angewandte Kunst von dem amerikanischen Star-Architekten Richard Meier geschaffen wurden, nach dessen Entwürfen auch das Museum selbst entstanden ist. Die bestimmende Farbe in beiden Fällen ist Weiß. Wer den Blick auf Park und Brunnen bei einem Glas Wein oder gutem Essen genießen will, kann dies vom Café und Restaurant Emma Metzler aus tun, das sich direkt im Museum für Angewandte Kunst befindet.
Schaumainkai, Höhe Hausnummer 15
ÖPNV: Bus 46 Eiserner Steg
Seehofpark: Großstadtoase
Besonders Kinder und Familien tummeln sich gerne in dem 2,7 Hektar großen Park am Ostrand des Stadtteils. Schließlich gibt es hier einen Spielplatz, eine große Wiese zum Toben und einen Bolzplatz. Auch Vereine wie die TG Sachsenhausen nutzen die Grünanlage, um im Sommer zum Beispiel Gymnastik unter freiem Himmel anzubieten. Dank der Quelle, die 1857 gefasst wurde, hat der städtische Park Geschichte geschrieben. In den ersten Jahren soll es sogar Fischteiche gegeben haben, später wurde ein Gutshof errichtet. 1859 nahm dort ein Wasserwerk den Betrieb auf. Zunächst nutzten Brauereien, Gärtnereien und der städtische Schlachthof das Wasser, heute wird so das Deutschherrnviertel versorgt.
Seehofsweg/Reversbrunnenweg
ÖPNV: Linie 15/16 Lettigkautweg
Park der Hochschule St. Georgen: Grünes Juwel
Manchmal lohnt sich ein Blick hinter hohe Mauern – etwa bei der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen. Denn direkt an die Seminargebäude schließt sich ein 7,5 Hektar großer Park mit gut 1200 Gehölzen an. Bei diesen handelt es sich nicht nur um heimische, sondern auch um viele exotische Pflanzen und Bäume wie die Chilenische Aurakarie, den Kuchenbaum, dessen Blätter im Herbst nach Lebkuchen duften, und den japanischen Lackbaum. Zu verdanken ist die biologische Vielfalt Pater Rainer Koltermann, der seit 1974 zahlreiche Pflanzen von seinen Reisen mitgebracht, in dem Park eingepflanzt und mit Namenschildern versehen hat. Keine Frage, dass er sich bis zu seinem Tod 2009 auch liebevoll um das grüne Juwel, Hessens größten Privatpark, gekümmert hat. Die Hochschule setzt nun seine Arbeit fort.
Offenbacher Landstraße 224
Tel.: 069 60610069 60610
Internet: www.sankt-georgen.de
ÖPNV: S 8/9 Mühlberg, Linie 15/16 Balduinstraße
Südfriedhof: Paradiesischer Garten
Hätten Sie gewusst, dass die letzte Ruhestätte der Sachsenhäuser ursprünglich vor den Toren des Stadtteils lag? Die als Ersatz für den Friedhof an der Schifferstraße geplante Anlage wurde außerdem in mehreren Etappen fertig gestellt: Während die erste Beerdigung bereits am 1. Januar 1868 erfolgte, ließen Verwaltung und Leichenhaus noch sieben Jahre auf sich warten. Die Arbeiten an der im Florentiner Barock errichteten Trauerhalle wurden schließlich in den 90ern beendet. Das eindrucksvolle Gebäude-Ensemble bildet heute den Eingang zu einem 14 Hektar großen Gelände mit rechtwinklig angelegten Wegen und hohen alten Bäumen. Die friedvolle Atmosphäre lockt auch viele Spaziergänger an, die einfach entspannen möchten. Prominente „Bewohner“ sind unter anderem Oskar Sommer, der Architekt des Städel Museums, und Helmut Walcha – Organist der Dreikönigskirche.
Darmstädter Landstraße 229
Tel.: 069 21240354069 21240354
Öffnungszeiten: Nov. – Feb. 7.00 – 17.00 Uhr, März/Okt. 7.00 – 18.00 Uhr, Apr./Sep. 7.00 – 20.00 Uhr, Mai – Aug. 7.00 – 21.00 Uhr, So./Feiertage ab 9.00 Uhr
ÖPNV: Bus 30/36/653/OF-50 Südfriedhof
Boehlepark: Hinter verschlossenen Türen
Hier heißt es leider: Wir müssen draußen bleiben. Denn schon seit 2004 ist der Park, der an den Frankfurter Maler Fritz Boehle erinnert, aus Sicherheitsgründen geschlossen. Die zwei Hektar große Grünanlage an der Darmstädter Landstraße gegenüber der Sachsenhäuser Warte gehört der Hessenwasser GmbH, die dort technische Gebäude und Anlagen zur Trinkwasserversorgung betreibt. Jetzt geht es um die Frage, wer die Kosten für Pflege und Instandhaltung des Parks übernimmt und inwiefern sich die Stadt daran beteiligt. Denn so könnte ein neues Naherholungsgebiet geschaffen werden. Auch die Sicherung der Gebäude muss sichergestellt sein. Langfristiges Ziel der Verhandlungen ist die Öffnung des Kleinods.
Darmstädter Landstraße/Ecke Sachsenhäuser Landwehrweg
ÖPNV: Bus 30/36/653/OF-50 Sachsenhäuser Warte
Stadtwald & Stadtwaldhaus: Erlebnisse im Grünen
Erholung direkt vor der Haustür: Das bietet der Frankfurter Stadtwald, der mit einer Fläche von fast 5800 Hektar zu den größten seiner Art in Deutschland gehört. Fast 4000 Hektar davon, die sich von Oberrad über Sachsenhausen und Niederrad bis nach Schwanheim erstrecken, befinden sich innerhalb der Stadtgrenzen und gehören zum Frankfurter GrünGürtel. Durchatmen können die Besucher hier auf einem 450 Kilometer langen Wegenetz – ob nun beim Spazierengehen, Walken, Joggen oder Radfahren. Im Sachsenhäuser Abschnitt gibt es jede Menge zu entdecken: Neben den riesigen Buchen und der unglaublichen Vielfalt an Kräutern im so genannten Frankfurter Oberwald befindet sich hier der 43 Meter hohe Goetheturm, der eine beeindruckende Aussicht auf die Stadt ermöglicht. Dort gibt es auch einen großen Waldspielpark – ebenso wie an der Louisa und dem Tannenwald.
Wichtigste Anlaufstelle ist aber das Stadtwaldhaus an der Kuhpfadschneise, das mit zwei begrünten Dächern, in dessen Mitte sich eine Eiche mit Aussichtsplattform erhebt, nicht zu verfehlen ist. Hier können sich Besucher ausführlich über den Stadtwald informieren. Und das auf sehr anschauliche Art und Weise. So gibt es eine interaktive Waldausstellung mit vielen Lern- und Schauobjekten. Durch ein Bullauge lässt sich zum Beispiel das Leben unter Wasser beobachten, das sich draußen im Teich abspielt. Doch auch um das Stadtwaldhaus herum wird es nicht langweilig: Auf dem Lehr- und Erlebnispfad müssen unter anderem Bäume ertastet werden. Ein großer Anziehungspunkt ist auch die Fasanerie mit vielen Tieren wie Wildschweinen, Mufflons, Damwild und Turmfalken.
Der Stadtwald gehört zum Frankfurter GrünGürtel, einem grünen Ring, der sich rund um den Kern von Frankfurt zieht. Er steht allen Bürgern immer und kostenlos zum Durchatmen und Erholen zur Verfügung. Platzprobleme gibt es keine, denn er misst insgesamt 80 Quadratkilometer. Kinder und Jugendliche können hier am Bildungsprogramm „Entdecken, Forschen, Lernen“ teilnehmen, auf Erwachsene warten zahlreiche Spaziergänge. Immer wieder taucht in dem Gebiet auch das so genannte Grüngürteltier auf, eine Mischung aus Wutz, Molch und Star, das der Zeichner Robert Gernhardt entworfen hat.
Kuhpfad-/Isenburger Schneise
Tel. 069 663239069 663239 und 212-34550
Internet: www.stadtwaldhaus-frankfurt.de
Öffnungszeiten: Mo. – Do. 9.00 – 16.00 Uhr, Sa. 12.00 – 18.00 Uhr (Nov. – Feb. 12.00 – 16.00 Uhr), So. 10.00 – 18.00 Uhr (Nov. – Feb. 10.00 – 16.00 Uhr)
ÖPNV: Linie 14 Oberschweinstiege
Jacobiweiher: Ein Platz für Tiere
Während eines lauen Sommertags gibt es in Frankfurt kein schöneres Plätzchen als den Jacobiweiher. Die Ufer des größten Gewässers der Stadt sind aber auch im Winter einen Spaziergang wert. Bei hohen Minusgraden wechseln besonders Familien mit Kindern gern von den Wegen auf das Eis. Ist es wieder geschmolzen, tummeln sich Goldfische unter und Stockenten über Wasser. Graureiher und Kormorane fühlen sich hier ebenfalls zu Hause. Mit etwas Glück lässt sich zwischen alten Ulmen und mächtigen Buchen (den höchsten von Hessen) der eine oder andere Specht entdecken. Am Rande des wegen seiner speziellen Form auch als Vierwaldstättersee bezeichneten Weihers lädt das Gasthaus Oberschweinstiege zum ausgiebigen Schlemmen ein.
Oberschweinstiege
ÖPNV: Linie 14 Oberschweinstiege
Kesselbruchweiher: Von der Kiesgrube zum Naturparadies
Ursprünglich wurde Mitte der 60er Jahre aus dem Kesselbruch, einer schüsselförmigen Senke, noch Kies abgebaut. Doch als sich genug Wasser angesammelt hatte, schaffte das damalige Forstamt einen rund 2,4 Hektar großen Weiher, der heute ein beliebtes Ausflugsziel ist. Kein Wunder, denn die Förster pflanzten am Ufer Bäume und Sträucher und im Weiher Seerosen, Rohrkolben und andere Wassergewächse an, so dass eine kleine Idylle entstanden ist. Erkunden lässt sich das Ganze auf einem Weg mit vielen Ruhebänken, der rund um den kleinen See führt. Dass sich hier nicht nur die Menschen wohl fühlen, zeigen die vielen Tiere, die sich am Kesselbruch niedergelassen haben. Zahlreiche Vogelarten, die auf den beiden Inseln im Weiher in aller Ruhe brüten können, Frösche und sogar Wasserschildkröten können Besucher beobachten. Spaziergänger müssen von der Darmstädter Landstraße aus Richtung Frankfurt links in die Schillerschneise einbiegen.
Miquelsweg/Kesselbruchschneise
ÖPNV: Linie 14, Bus 963 Neu-Isenburg/Stadtgrenze
Goethewanderweg: Dem Dichter auf den Fersen
Das Goethehaus befindet sich im Großen Hirschgraben in der Innenstadt – und das ist auch der Startpunkt des elf Kilometer langen Goethewanderweges. Doch dann geht es schon über die Alte Brücke in den Süden Frankfurts, wo der große Dichter besonders viele Spuren hinterlassen hat. Der Weg führt zunächst am Mainufer zur Gerbermühle in Oberrad, in der Goethe 1815 als Gast des Ehepaares Willemer seinen 66. Geburtstag feierte und in der sich heute ein Restaurant befindet. Durch Oberrad und über den Sachsenhäuser Landwehrweg verläuft der Pfad zur Goetheruh auf dem Sachsenhäuser Berg, die ein ruhiges Pendant zum benachbarten und stark frequentierten Goetheturm bildet. Der Dichter soll sich an dieser höchsten Stelle des Stadtwaldes gerne bei Spaziergängen und dem herrlichen Ausblick auf Frankfurt erholt haben. Schließlich kommen die Wanderer über den Wendelsweg und die Steinhausenstraße ins Willemer-Häuschen im Hühnerweg, in dem Goethe die Bankiersgattin Marianne von Willemer kennen und lieben lernte. Von dort aus geht es über den Eisernen Steg wieder zurück in die City. Damit sich keiner verläuft, weisen 50 Hinweisschilder mit dem Konterfei des Dichters den Weg. Zudem gibt es im Goethehaus eine spezielle Karte, auf der die Stationen eingezeichnet sind.
Tour auf der Uferpromenade: Hier können Sie Brücken schlagen
Frankfurt hat 2004 Land gewonnen – und zwar knapp 14000 Quadratmeter. Denn so groß ist der Tiefkai am Theodor-Stern-Kai vor der Uniklinik, den die Stadt mit Kies und Aushub aufschütten ließ. Rund 800 Meter ist die Main-Promenade damit länger. Von hier aus startet auch die Tour in Richtung Osten. Nachdem die Spaziergänger die Friedensbrücke von 1950/1951 hinter sich gelassen haben, eröffnet sich ihnen ein traumhafter Blick auf die Frankfurter Skyline, der auf einem großen Teil der Strecke erhalten bleibt. Darüber sollte man aber nicht den Holbeinsteg übersehen, der als nächstes passiert wird. 1990 eröffnet, ist die vom Städteplaner Albert Speer entwickelte Hängebrücke für Fußgänger auch Bestandteil des Museumsufers.
Kurz darauf folgen die Untermainbrücke, die 1989 und 1990 für eine Totalsanierung bis auf die Brückenpfeiler abgetragen und neu gebaut wurde. und der Eiserne Steg von 1869. Dahinter liegt die MS Wodan, ein Restaurant-Schiff, das im Winter 2009 fast völlig ausbrannte und seit Sommer 2010 wieder Gäste bewirtet. Überhaupt gibt es an der Promenade viele Cafés und Lokale zum Verweilen – zu Wasser und zu Land. So auch das so genannte Döner-Schiff von Ramiz Meral, der eine abgetakelte Barkasse nach Istanbuler Vorbild zu einem schwimmenden Imbiss-Stand gemacht hat und in der Sommersaison hier Anker wirft. Der Weg führt weiter zur Alten Brücke, die 1222 erstmals urkundlich erwähnt wurde und damit die älteste Brücke der Stadt ist.
Dort befindet sich auch die Maininsel, auf der der neue Portikus steht, eine Ausstellungshalle für zeitgenössische Kunst. Zudem hat hier der Frankfurter Ruderverein 1865 sein Domizil. Es folgen die Ignatz-Bubis-Brücke, die bis Dezember 2000 noch Obermainbrücke hieß und dann nach dem 1999 verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden benannt wurde, und die Flößerbrücke (1984 – 1986). Schließlich führt die Tour am Deutschherrnviertel vorbei, das seit Ende der 90er Jahre auf dem ehemaligen Schlachthofgelände zum Wohnen und Arbeiten entstanden ist. Mit der Deutschherrnbrücke (1911 – 1913), einer zweigleisigen Eisenbahnbrücke mit Stahlbögen, endet die gemütliche Tour auf der Sachsenhäuser Promenade.
Texte: Andrea Möller und Andreas Flender in
"Sachsenhausen - die schönsten Streifzüge durch Frankfurt"Societäts-Verlag 2011, ISBN 978-3-7973-1250-1